HIV/Aids-Wohngruppe feiert mit Bischof Franz Jung ihr 30 jähriges Bestehen
Seit drei Jahrzehnten bietet der Diözesan-Caritasverband HIV-Positiven und an Aids erkrankten Menschen konkrete Lebenshilfe. Seit 1990 steht ihnen mit der Wohngruppe eine bedeutsame Anlaufstelle zur Verfügung. Anlässlich des Jubiläums hat Bischof Franz Jung am Montag das Wohnhaus in Würzburg besucht – und zeigte sich von Bewohnern wie Mitarbeitern sehr beeindruckt.
In einführenden Worten erläuterte Michael Koch, Leiter der HIV/Aids-Beratungsstelle, die Idee, die zur Gründung der Wohngruppe geführt hatte. So habe sich bereits kurz nach der Eröffnung der Beratungsstelle im Jahr 1987 gezeigt, dass es eine große Not an geeigneten Unterkünften für HIV-Infizierte und Aids-Patienten gab. Gerade die Kliniken hätten immer wieder gemeldet, dass sie Sorge hätten, in welches Umfeld sie ihre Patienten nach einer stationären Behandlung entlassen könnten, berichtet Koch. „Die Kirche von Würzburg hat sich dieser Not angenommen.“
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Gelebte Barmherzigkeit
Für Koch sei die Wohngruppe eine Ahnung dessen, was in der Bibel mit dem gelobten Land beschrieben ist; ein Ort, an dem der Mensch in seiner Not bedingungslos angenommen wird. Koch erinnerte daran, dass Gott sich selbst in der Bibel als ewiger Begleiter des Menschen zeigt. „Dieses Versprechen hat die Caritas hier umgesetzt.“ Neben einem Dank an den Bischof und das Bistum sowie den Diözesan-Caritasverband, vertreten durch den Vorsitzenden Clemens Bieber, richtete Koch in Form von Blumensträußen auch ausdrückliche Zeichen des Dankes an seine Mitarbeiterinnen vor Ort. Unter der Leitung von Heidrun Brand begleiten sie nicht nur die Bewohner des Hauses, sondern sind auch ambulant in der Begleitung weiterer Betroffener tätig.
Eindrucksvoll brachten im Gespräch mit Bischof Franz Jung die Bewohner des in Nordbayern einzigartigen Hauses ihre Lebensgeschichten vor. So berichtete etwa Eugen, dass er bereits seit 20 Jahren mit Unterbrechungen in der Wohngruppe lebt. „Es war damals mein Rettungsanker, dass ich hier unterkommen konnte.“ Auch Rolf berichtet, er sei „froh und dankbar, dass ich hier aufgenommen wurde“. Die psychische Belastung durch die Erkrankung habe bei ihm zu schweren Angstzuständen geführt, die ihn auch körperlich massiv beeinträchtigt hätten. Seit fünf Jahren lebe er nun in der Wohngruppe und fühle sich rundum wohl. Aufmerksam verfolgte Bischof Jung die Erzählungen der Bewohner. Auch, weil er nach eigenem Bekunden bislang nie eine solche Einrichtung besucht habe und auch grundsätzlich wenig Kontakt mit Betroffenen gehabt hätte. Selbstkritisch gab er zu bedenken, dass in der Kirche lange eine große Sprachlosigkeit mit Blick auf das Thema HIV und Aids geherrscht habe. „Und ich spüre, dass es bestimmte ‚Ekelgrenzen‘ zwischen manchen Milieus noch immer gibt.“
Dankbar äußerten sich die Mitarbeiterinnen der HIV/Aids-Wohngruppe, die dem Bischof sich und ihre Arbeit vor Ort vorstellten. „Ich bin froh, dass ich so viele Bewohner begleiten durfte“, erklärte etwa Sabine Müller, die seit 21 Jahren in der Gruppe tätig ist. Auf die Frage des Bischofs, was man für diese Tätigkeit mitbringen müsse, benannte sie nur eine Eigenschaft: „Das Wichtigste ist, dass man sein Herz am rechten Fleck hat.“ Auch Brand betonte, dass es in der Arbeit vor allem um Empathie und Verständnis gehe. Dazu gehöre auch, den Menschen selbst die Entscheidung zu überlassen, ob sie in die Wohngruppe einziehen und wie lange sie bleiben wollen. Manche blieben dann nur für relativ kurze Zeit, andere über Jahre oder gar Jahrzehnte und würden vom Team dann palliativ bis zum Tod begleitet.
Nach einem eindrücklichen und sehr persönlichen Austausch endete die Runde schließlich mit einem Segen, den Bischof Jung über das Haus und seine Bewohner aussprach. Mit Interesse folgte er dann auch noch der kleinen Führung durch das gemütliche Wohnhaus, bevor er sich ebenfalls mit einem Wort des Dankes an Michael Koch verabschiedet: „Vielen Dank, dass Sie mich angesprochen und hierher eingeladen haben. Ich komme gerne wieder!“
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